donderdag 1 september 2011

Die Raupe Tramontana



Alles begann  während einer netten Wanderung entlang der Maas in Neer (NL). Die Sonne ließ die Maas ausschauen als sei sie aus Silber und die weißen Segel strahlten wie Edelweißsterne! Dieser Anblick war Schuld an dem was dann  folgte. Der Mann aus den Tiroler Bergen wollte sich ein Boot zulegen. Alle meine Gründe es nicht zu tun, wurden lächelnd,  jedoch bestimmt, abgewiesen. Hier sei Wasser und keine Berge zum Bergwandern oder Skifahren, konterte er. Infolge dessen sollten wir uns also mit einem Boot auf das Wasser begeben! Nach dieser Feststellung wurde bei der Wassersportschule Nico Frissen in Roermond der Bootsschein gemacht und gleich anschließend der Funkschein. Wir sahen uns in manchen Häfen um, fanden ein nettes kleines Bötchen, kauften es und fuhren nicht mal eine Saison damit, als der Motor radikal streikte. Mittlerweile waren wir jedoch wassersüchtig geworden und ohne mit den Wimpern zu zucken suchten  wir sofort  ein größeres Boot. In Stevensweert lag eine Target mit dem Namen: “ ’t kentj nèt”. Wir schlachteten unser Sparschwein, es war knapp, aber es reichte. Wir gaben dem Boot den Namen “TRAMONTANA” und fuhren 6 Jahren mit ihm über die Niederländischen Flüsse.

TRAMONTANA ist am Mittelmeer ein Nordwind der aus den Alpen kommt.  Da meine bessere (?) Hälfte auch aus dieser Gegend stammt, fanden wird diesen Namen sehr passend für unser Boot.

Manfred liebäugelte  in dieser Zeit immer mit einer Linssen St. Jozefvlet. Sie lag in Belgien im Jachthafen “Spanjaerd”. Eines Tages stand sie zum Verkauf in der Werft “Krekelberg” in Roermond. Der Kauf war eine schwere Geburt, doch nach dem Tiroler Spruch   “nicht ärgern, nur wundern”   gerieten wir nicht ins Wanken.


 
Wir sind Wasserzigeuner geworden; Lieben das Ungewisse und fahren mit unsere TRAMONTANA durch Belgien und Frankreich auf "La Meuse". Da wo wir anlegen finden wir Gelegenheit genug mit dem "Rucksack aufm Puck'l"die Gegend zu erkundschaften.



In 2010 ist es an der Zeit dass sie überhohlt wird. Tja, jede Dama von Stand braucht mal ein neues Kleid... Es ist an Stephan Genath dieses "Face-lift"auszuführen. Im Herbst 2010 ist er im Hafen in Neer.
“Da kann ich noch etwas Schönes draus machen”, ist sein Kommentar.
Ich frage ihn, ob er meint „wie neu oder eher wie mit Perwoll gewaschen.“
Wir vereinbaren, dass TRAMONTANA im August 2011, nach dem Urlaub, aus dem Wasser gehoben wird.
Am Samstag den 13. August 2011 fahren wir ohne Daron und Morgan, unsere beiden Collies, zum Hafen. Vorher bringen wird Manfreds Auto zum Steelhaven, für die Rückreise über Land. Im Heimathafen stelle ich dann fest, dass ich die Kamera zu Hause habe liegen lassen. Nichts zu machen, ohne Kamera läuft nichts;  ich fahre zurück. Manfred schlägt derweil mit Kaffee trinken bei Thomas an Bord die Zeit tot.  
Da wir voriges Wochenende den Mast und andere Sachen abgebaut haben, liegt die TRAMONTANA jetzt da wie abgebrannt. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass alles was schön werden soll, zuerst grauenhaft ausschauen muss!
Um 08.34 Uhr mache ich die Leinen los und wir fahren  Richtung Roermond. Schleuse Roermond hat die Kammer unten.

Es ist 09.50H  als wir den Hafen “ ’t Steel” anfahren. Der Krahn wartet bereits auf uns.
Stephan hat alles super geregelt!! Leider ist er selber nicht da, denn er hat noch Urlaub.
Montag kann er ausgeruht und frisch mit seiner Arbeit beginnen!



Unsere Augen werden so groß wie Untertassen, als wir sehen was für eine Muschelzucht wir am Unterwasserschiff haben. Vor 2 Jahren haben wir eine neue Toilette und einen Schmutzwassertank einbauen lassen. Da war alles noch im grünen Bereich.



Dafür brauchen wir Werkzeug, nur mit  Abspritzen ist es nicht abgetan. Hafenmeister Henk kennt sich da bestens aus. Ich sage noch, dass es nicht schlimm ist, wenn man dumm ist, man soll sich nur zu helfen wissen.

Nach getaner Arbeit schaut Manfred sich die TRAMONTANA in aller Ruhe ganz genau an. Sein “Kruzifix” lässt mich hellhörig werden. Er weist auf die Anoden. Ich meine noch ganz bescheiden, dass sie doch eigentlich gar nicht soo schlimm ausschauen. Bei der Target waren sie immer stärker angefressen. Dann folgt  ein Tirolerisches Hochwettter: “Die Sau-Krüppi von der Werft hoam die Anoden komplett aufm Schiff montiert, statt Luft zu lassen, deshalb schaut dös Unterwasserschiff so aus. Mir san reimig, dass der Stoahl nit weita ugfressen is!” Ein leises “Oha!”, ist alles was ich dann noch zu sagen weiß…

Am Montag ruft Stephan an: “Sie steht in der Halle und wir haben die Fenster schon raus! Leider hat das Unterwasserschiff mehr gelitten, als ich erwartet habe.”
Am Dienstag fahre ich zum Hafen und lasse mir alles erklären. Die Kurzfassung lautet, dass alle Farbe bis auf den blanken Stahl runter muss. Weiter habe ich mir gemerkt, dass nicht das richtige Material verwendet wurde und ...,  dass  von unserem Vorgänger die Anoden falsch montiert wurden. Lassen wir mal offen, ob damit der damaliger Eigner oder die Werft gemeint ist. Jedenfalls haben wir jetzt einen Profi und dieser Gedanken beruhigt mich sehr! Denn die TRAMONTANA ist uns ans Herz gewachsen und da lassen wir nicht jeden ran. Jetzt verstehe ich auch, was die Mütter durchstehen müssen, wenn sie ihre Sprösslinge am 1. Schultag bei mir “abliefern”.  Aber das nur nebenbei. Ein Schiff ist etwas anders, behauptet man, obwohl…?






Als ich Manfred am Telefon die Nachricht überbringe, nimmt er es gelassen. “Die Dame kommt mir teurer  als du”, lautet sein Kommentar. Typisch Tiroler Mannsbild: Die TRAMONTANA ist ein Werft-Produkt, ich bin Eigenbau, überlege ich.





Stephan hat ein Gerät womit er Glanz messen kann. Glanz hat sie kaum noch. Da hilft auch kein “Pril” Spülmittel mit Glanzgarantie mehr! Da hilft nur Stephans Farbroller!

                                         
                                     




Als alles abmontiert und die Fenster ausgebaut sind, wird geschliffen. Roststellen behandelt, damit sie nicht übersehen werden.






Nachher werden die behandelten Roststellen sofort abgedeckt damit sie nicht wieder zu rosten anfangen. Anscheinend geht das ziemlich schnell.




Profimäßig erklärt Stephan  Manfred was los ist am Schiff, zeigt ihm wie das alles in Angriff genommen wird und beruhigt ihn: “Das wird alles gut!”












Während dieser Aufklärungsrunde arbeitet der junge Handlanger fleißig weiter. Er schleift als ob sein Leben davon abhängt. Er arbeitet so genau, dass man den Eindruck bekommt, er wurde mit Schleifpapier in der Hand geboren.



Am Montag den 22.08.2011 bekomme ich ein SMS von Stefan: “Wir sind fleißig an der Dame am Arbeiten. Leider gestaltet sich die Arbeit am Unterwasserschiff schwieriger als gedacht. Es ist sehr schwer einen Zustand herzustellen mit dem ich arbeiten kann. Der Vorgänger hat nicht das richtige Material benutzt, was es jetzt umso schwerer macht es wieder zu richten. Wir bleiben am Ball.”
Sauber! Kann ein Profi richten was ein Oberpfuscher angerichtet hat, ist mein erster Gedanken. Ich weiß  nur zu gut, wer dieser Vorgänger ist. Da ich nicht weiß ob ich lästere (und mich dabei strafbar mache), wenn ich jetzt sage, dass dieses Zeug beim Makler angebracht wurde, lasse ich es…

Erst am Donnerstag schaffe ich es 
zum Hafen  zu fahren, denn mittlerweile hat die Arbeit mich auch wieder im Griff!
Der "Steelhaven" hat eine Schranke, die man bedienen kann mit einer Karte. Zuerst funktionierte die Meinige nicht, doch Henk hat sie umprogrammiert und jetzt haut es einwandfrei hin! Ich fahre also mit dem Auto bis zu der Halle, in der  die TRAMONTANA derzeit liegt.
Bewaffnet mit meiner Kamera gehe ich hinein. Im ersten Augenblick erkenne ich sie nicht und denke, dass sie irgendwo anders steht. So verändert  schaut sie aus mit dem “silbernen” Unterwasserschiff!






Ähnelt sie  jetzt nicht  “Flipper”, unserem besten Freund?
Leider kann nur die “Graue Welle”, wozu wir auch gehören, diese Frage beantworten. Die Jugend wächst ohne Flipper und Lassie auf!!








Wenn das Unterwasserschiff geschliffen und behandelt ist, kommt TRAMONTANA in  eine staubfrei Halle, damit der erste Anstrich gemacht werden kann.