Wir liegen in Asselt und warten auf dem Stefan. Da es
schon Herbst ist wird es langsam Zeit das der Bursche sich mal blicken lässt
wegen die Anfertigung der Winterplane.
Manfred wird es langweilig und dies ist ein gefährlicher Zustand denn meistens
müssen wir es dann büsen und werden wir gebürstet. Genauso geht es uns heute. Wenn
wir feschen Burschen sind, kommt die angenehmere Beschäftigung und geht Lisi
ein Trumm mit uns.
Wenn wir zurückkommen, ist der Stefan eingetrudelt und
hat er fast alle Masen aufgeschrieben die er braucht. Ausgemacht wird dass nach
den Herbstferien die Schablone angefertigt werden.
Am ersten Samstag in November ist es dann soweit. Lisi
gibt Manfred die kleine Fotokamera mit da sie bis über beiden Ohren Haus-und
Schularbeit zu erledigen hat. „Fleißig knipsen und schauen das es auch ein
Ausschau hat“, sagt sie zu ihm. Anscheinend hat Manfred die letzte Monate dazu
gelernt denn als er zurückkommt, ist Lisi zufrieden mit dem Resultat. „Woel
daomit kann i schoa etwas aofange“ ist ihr Kommentar und gibt Manfred dabei ein
Schulterklopfen. Er strahlt bei so viel unerwarteten Lobs!
Viel Hilfsmittel braucht unser Profi bei dieser Arbeit
nicht. Da sah es bei der Sommerkappen ganz anders aus. Heute ist nichts mit
grauen Tuch und sehr viele Stecknadeln. Ein großes weißes Tuch wird vorne über Tramontana ausgefaltet und über die
Railing gehängt. Mit der Schäre schneidet Stefan alles weg was überflüssig ist,
macht Löcher wo die Lüftungsschachten, Antenne und Mastständer sind und faltet zum
Schluss alles zusammen.
Wie es der Brauch ist im Hafen schaut so mancher vorbei und fratschelt Manfred
aus was dies Alles werden soll. Wenn die Information ausreichend und nach
Zufriedenheit des Neugierigen mitgeteilt ist, stedelt dieser davon.
Stefan
springt wie ein Steinbock herum rupft mal links dann wieder mal rechts an dem
Stoff bis er zufrieden ist mit dem Resultat. Unglaublich was dieses Mand’l mit
diesem riesigen Fetzen Stoff kann. Erstaunlich das nicht einmal irgendein
kleines Zipfelchen Stoff im Wasser hängt.
Nach
fast drei Stunden harter Arbeit ist die Schablone fertig. Stefan hat das
Wichtigste Teil der Winterplane erledigt. Eine gute Schablone ist die
Voraussetzung einer gut aussehenden und passenden Plane.
Beiden
Männer genießen oben im Clubhaus ihre Halbe und fahren dann nach Hause. Ich
lasse in der Mitte wer die Halbe am Meisten verdient hat. Sagen wir mal so:
Beiden haben am Ergebnis auf ihre eignen Art und Weise beigetragen.
Der
November bleibt nicht so strahlend wie er angefangen hat. Er zeigt sich wie die
Leute ihn in den Niederlanden kennen: feucht, grau, neblig und nasskalt. Oft
bleibt es sogar den ganzen Winter so. Grausig!! Es wundert mich immer dass
während dieser Zeit nicht irgendwo einer am Baum bummelt. Bei so einem grauen,
trübseliges Wetter, nicht einmal ein Sonnenstrahl oder blauer Himmel, müssen
doch die Selbstmordquoten ansteigen. Nein, dann ist mir der Tiroler Winter mit
seinen verschneiten Bergen und sonnigen Tagen viel lieber. Oké; ich brauche in
der Früh keine Stunde früher aufstehen weil ich mein Auto frei schaufeln muss
damit ich zur Arbeit fahren kann wenn’s in der Nacht einen Meter Neuschnee
gemacht hat. Ich bleibe gemütlich in meinem Korb liegen.
Am
23. November bekommt Tramontana ihr
Winterkleid. Lisi möchte gerne mitfahren, doch sie hat sich einen tollen Schnupfen
eingefangen. Sie schnauft wie ein altes Dampfschiff, ihre Nase hat wohl ein
undichtes Ventile und ihr Kopf leuchtet wie ein Glühwürmchen am Sommerabend.
Ich hoffe für sie dass ihre Körpertemperatur nicht noch mehr ansteigt denn mit
so viel Wasser im Kopf könnte sie zum Schluss noch pfeifen anfangen wie der
Wasserkessel wenn’s Wasser ziert. Im Augenblick ist sie ein wahrer Hitzkopf!
Dies ist also der Grund
dass Manfred sich bewaffnet mit wiederum der kleinen Kamera zum Hafen begibt
und unser Lieschen „Dahoam“ bleibt, was ihr überhaupt nicht passt!!
„Sauber,
die ganze Plane zamgebunden als sei es einen alten Huten! Dies wird ein Ausg‘schau
geben.“ war mein erster Gedanken. Behielt den jedoch für mich denn wie bekannt wissen
Collies wie sie sich zu Benehmen haben.
Der Stefan trotzet den bissiger Wind und fängt
oben beim Steuerstand an. Meine Bank bleibt über den Winter dieses Jahr an Bord
denn sie steht geschützt unter der Plane.
Kein einziger Handgriff wird umsonst gemacht. Was der Stefan macht hat Hand und
Fuß. Das Meiste macht er alleine, nur ab und zu braucht er eine dritte Hand und
dann kann Manfred sich nützlich machen.
So
hat er sich unter der Plane verkrochen, um dann wieder oben auf dem Schiff zu
stehen. Eine Berggams könnte noch eifersüchtig werden auf seiner Hupferei.
Der Obersteuerstand ist fertig.
Saubere Arbeit!!
Und
weiter geht’s mit dem Vorderschiff. Im Moment schaut es aus als sei es ein
Mickey Mouse Maske; dort wo die zwei Zipfel aufstehen sind die Ohren!
Tramontana hat nach sechs Wintern
endlich ihr Winterkleid bekommen. Ab jetzt wird das Teakholz geschützt und
haben wir, sprich Manfred, im Frühjahr kaum noch Schrubb-Arbeiten.
Tramontana ist, dank Stefan, bestens
vorbereitet auf den Winter und kann ihr Winterschlaf anfangen!